Sonntag, 21. April 2019

Frohe Ostern ....


Wünsche ich allen meinen Besuchern, Freunden, Verwandten und Bekannten.
Genießt die sonnigen Tage im Kreis Eurer Lieben.

Hier noch ein kleines Gedicht.


Ostern

Die Osterglocken klingen!
Horch auf, du zagend Herz!
Es schwebt auf goldnen Schwingen
Die Hoffnung erdenwärts.

Was stumm im Winterleide
Gebeugt und trauernd stand,
Trägt nun am grünen Kleide
Ein blaues Veilchenband.

Die lenzlichen Standarten,
Lichtblau und Sonnensaum
Fliegen im Frühlingsgarten
Und um den Blütenbaum.

Die Scholle dampft, ihr Samen
Sproßt unter Lerchensang,
Die Drossel singt ihr Amen
Vom grünen Birkenhang.

Und du, du wolltest schweigen,
Du Herz in meiner Brust?
Wenn tausend Freuden geigen
Von Dank und Lenzes Lust?

Mach' hoch das Tor mit Singen,
Daß wir den Himmel sehn:
Die Osterglocken klingen!
Herz, du sollst auferstehn!

Johanna Marie Lankau (1866 - 1921), deutsche Dichterin





Samstag, 13. April 2019

Der Blusenkauf ....


Wenn Frau'n was kaufen, das geht flink.
Ich weiß, wie's meinem Freund erging.
Der, jungvermählt, wollt' in der Früh'
mal ins Büro, das sagte sie:
"Laß mich ein Stückchen mit dir gehn."
Dann blieb sie vor 'nem Laden stehn.
"Dein Port'monnaie! Bin gleich zurück,
es dauert nur 'nen Augenblick.
Bleib draußen", sprach Frau Suse,
"ich kauf mir bloß 'ne Bluse."

Nun geht sie rein, "nen Augenblick."
Ihr Mann, sehr heiter, bleibt zurück.
Er freut sich, 's Wetter ist sehr schön,
sieht Kinder, die zur Schule gehn,
und sie sagt drinnen zur Mamsell:
" 'ne blaue Bluse, aber schnell!"
Nun schleppt man alle blauen rein,
und nach 'ner Stunde sagt sie: "Nein,
ich finde keine nette,
ich möcht' 'ne violette."

Nun packt man violette aus.
Ihr Mann, geduldig, steht vorm Haus,
denkt: "Ziemlich lange währt so'n Kauf",
geht auf und ab und ab und auf,
und sie sagt drinnen: "Das ist nett!
Wie kam ich nur auf violett?
Da fällt mir ein, Frau Doktor Schmidt
geht immer mit der Mode mit,
und sie trägt jetzt 'ne gelbe.
Ach, geb'n Sie mir dieselbe.

Nun packt man alle gelben aus.
Ihr Mann wird hungrig vor dem Haus.
Der Mittag naht, die Sonne sticht,
die Kinder komm'n vom Unterricht.
Und sie sucht drin und sagt alsdann:
"Was geht Frau Doktor Schmidt mich an?
Wie kam ich auf 'ne gelbe nur?
Es wird ja Frühling, die Natur
zeigt frohe Hoffnungsmiene,
ach, geb'n Sie mir 'ne grüne."

Nun packt man alle grünen aus.
Ihr Mann ist matt und seufzt vorm Haus:
"Gern kauf't ich 'ne Zigarre mir,
doch's Port'monnaie, das ist bei ihr."
Und sie sagt drin: "Beim Sonnenschein,
da wird das Grün zu dunkel sein."
Da schaut er rein. Mein Port'monnaie",
sie sagt: " 'nen Augenblick noch. Geh!
Ich bin ja gleich zur Stelle.
Ach, geb'n Sie mir 'ne helle."

Nun packt man alle hellen aus.
Da gibt's ein Ungewitter drauß'.
Es regnet bis zum Abendrot.
Ihm fehlt ein Schirm und's Abendbrot.
Und sie sagt drinnen zur Mamsell:
"So'n Wetter heut, und dazu hell?
Und überhaupt, wir haben bald
April, da wird's oft naß und kalt,
dann bin ich die Blamierte.
Ach, geb'n Sie 'ne karierte."

Nun packt man die karierten aus,
und er stöhnt, frei nach Goethe, drauß´:
"Was ewig weiblich, zieht uns an.
Das Weib, das zieht sich ewig an."
Und sie probt drin und sagt entsetzt:
"Was, Nummer vierundvierzig jetzt?
Nicht zweiundvierzig, schlank und schick?
Dann nichts Kariertes, das macht dick."
Ihr Blick zur Taille schweifte.
"Dann geb'n Sie 'ne gestreifte."

Nun packt man die gestreiften aus.
Ihr Mann, der wankt und röchelt drauß':
"Ein'n Augenblick!" Das war ihr Wort!
Dann fällt er um, man trägt ihn fort.
Dann kommt sie mit ner roten raus.
"Hier bin ich schon!" ruft sie froh aus
und schreit: "Mein Mann! Mein Glück!
Gott, ist er tot? Ein'n Augenblick!"
Und in den Laden starrt se:
"Dann geb'n Sie mir 'ne schwarze."

Otto Reutter (1870 - 1931), eigentlich Otto Pfützenreutter, deutscher Couplet-Schreiber